Seiten

Freitag, 7. Januar 2011

Ja, warum eigentlich?

Die Zeit verfliegt. Wir sind schon wieder 3 Wochen in Deutschland. Ein wirklich schönes Land, - mit vielfältigster Natur,- Kultur an allen Ecken und Enden, - alles sauber und aufgeräumt. Alles, oder wenigstens fast Alles funktioniert, - die Geschäfte sind voll, die Auslagen prall gefüllt.
                 Ich sitze am Fenster und beobachte die Regentropfen wie sie sich langsam einen Weg über die Scheibe suchen. Feuchte, schillernde Spuren bleiben zurück und sie verschwinden auf "Nimmerwiedersehen" aus meinem Blickfeld. Der Himmel kleidet sich seit zwei Wochen in allen Grautönen, "dunkelblaugrau" scheint er besonders zu lieben,- mit Regenfahnen durchsetzt.
                Es ist Sommer, doch Niemand ist auf der Straße, ab und zu zieht eine Gischtfahne mit einem Auto drin über die Straße. In einer Woche muß "Liebes" zurück nach Portugal und Gäste betreuen. Wir könnten hier und jetzt alles beenden, -verkaufen-, und wieder ganz nach Deutschland ziehen. -Nochmal über Alles nachdenken, was uns veranlaßt in Portugal zu leben. Das Wetter ist sicherlich nur ein Teilaspekt,- und kein Grund.
               In Deutschland gibt es so viele, nette Menschen;-- warum wohnen bei uns in der Nachbarschaft nur immer die Anderen.? Ein älterer Herr, dessen einzige Freude es zu sein scheint, Falschparker bei der Polizei an zu zeigen; früher nannte man das Denunziant, heute scheint Keiner mehr was dabei zu finden. Das Ehepaar, das sich lautstark beim Hausmeister über spielende Kinder beschwert und der Nachbar der die Mülltonnen auf "Falscheinwürfe" kontrolliert. Das stumpfe "Aneinander Vorbeigehen", den Blick tief in die eigene Wichtigkeit versenkt. Die Aggressivität, wenn mal was nicht funktioniert. Alles ist geplant, -durchgestylt - wichtig, geregelt und eingeteilt. Die Politik macht es vor und Alle machen's nach :  Haben-,-Raffen- , Gieren - ,- Neiden und immer- mehr, aber nur für mich. --
              Wahrscheinlich ist es doch das Wetter, das mich zu solch unfreundlichen Gedanken verleitet; aber irgendwie fühlen wir uns im Süden willkommener und aufgehobener; wir dürfen unsere Schwächen mitnehmen und sie auch zeigen, unsere Stärken werden nicht beneidet.- Wir müssen uns nicht verbiegen, dürfen weinen, lachen, Sinniges und Unsinniges machen --- und sind ein fester und respektierter  Teil der kleinen Dorfgemeinschaft, die so reich ist an Verständnis und menschlicher Wärme--- ein Platz zum Leben,- den Kopf und die Nase nach oben und nicht so geduckt und abwehrbereit wie in Deutschland.
                In Portugal ist längst nicht Alles Gold was glänzt,- für unsere Verhältnisse sind die Menschen hier im tiefen Alentejo bettelarm, aber sie kennen ein großes Geheimnis das zu einem glücklicheren Leben führen kann: "Zufriedenheit" und ein "vorbehaltloses Miteinander" und sich trauen "man selbst zu sein"
             Ja, warum eigentlich sollten wir in Deutschland bleiben --??