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Samstag, 26. Februar 2011

"Wir bleiben hier !!!!"

Eine Familie mit 3 Kindern hat sich angesagt. Sie fahren mit dem Auto von Norddeutschland aus nach Portugal. - Eine lange Reise, vor allem mit Kindern. Der letzte telefonische Kontakt kommt aus Madrid. ( Handy's gab's noch nicht,) - wir erklären nochmal genau die Strecke -- und warten, - und warten -und warten. Normalerweise sind es 6 Stunden Fahrzeit , - - 10 Stunden sind schon um , - es ist längst finster, wir kennen die Gäste zwar noch nicht, machen uns aber Sorgen. Um zwei Uhr morgens gehen wir dann doch ins Bett, alle Lichter bleiben an, man weiß ja nicht, - . Die Sonne geht auf, die Wärme kriecht langsam über das Land, - die Vögel schütteln den Schlaf aus ihren Federn und fangen an die passende Frühstücks - Melodie zu zwitschern. Unser Hund stimmt mit lautem Gebell mit in die Symphonie ein, - und will gar nicht mehr aufhören. Rappeln am Tor, - eine Autohupe, - unsere Gäste sind da ! Gut, daß wir schon einen starken Kaffee gebrüht haben, die Ankömmlinge sehen sehr übernächtigt aus. Gestern Nacht, ca. 2 km von hier, haben sich unsere "Neuen" total verfahren, - irgendwo in der Wildnis waren plötzlich nur mehr Schafe um sie herum - und kein Weg mehr zu sehen ! So haben sie mehr schlecht als recht in mitten einer Schafherde in Auto genächtigt,- von so manchem "Bäh" und "Mäh" begleitet. Die Kinder fanden's toll, - die Erwachsenen weniger.
            Nach einem ausgiebigen Frühstück verschwinden die Eltern im Bett, - fragen noch, ob wir wohl auf die "Kleinen" achten würden. Die "Kleinen" sind 14, 12, und 8 Jahre alt - meine Sorge ist, was kann unser Land schon für diese Altersgruppe bieten; -- Ruhe und Erholung sind wohl kaum angesagt !
             Ich mache mit den Mädchen,- Janina, Daniela und Antje- erst mal einen Spaziergang zum See. Wir setzen uns ans Ufer und schauen in's glasklare Wasser. " Was ist das?" fragt Daniela. Eine große Libellenlarve schleicht sich langsam im seichten Wasser an einen kleinen Fisch heran. Gleich wird es um ihn geschehen sein "Paß auf, Fischlein, paß auf" sagt die Jüngste. Gebannt verfolgen wir das sich anbahnende Drama.
             Da ist plötzlich eine Bewegung im Wasser. Aus dem Dunkelblau der Tiefe schiebt sich etwas grau - rotes heran. Schwer gepanzert, die großen Scheren kampfbereit nach vorne gestreckt, - krabbelt ein Krebs auf die Larve zu. "Das ist ein Ritter, der den kleinen Fisch verteidigt !!" ruft hoch erfreut Janina, - und wirklich, die Libellenlarve gibt auf und huscht davon. --- "Es ist schön hier," sagt die "Große" und wie zur Bestätigung zieht ein Storch über uns hinweg, -- dreht noch einen Kreis und landet am anderen Ufer. Er schaut zu uns herüber, -es macht ihm aber wohl  nichts aus beobachtet zu werden. Ein dicker Karpfen springt aus den Wasser und platscht in sein Element zurück,- das ist zu viel  "Aktion" für Adebar, er fliegt davon-- .
             Nach zwei Tagen "Ruhe" plant die Familie einen Ausflug zur Westküste, -- beim Frühstück besprechen wir die Wegstrecke, -- da meldet sich die Älteste: "Dürfen wir da bleiben, bitte ?!" " Aber wir fahren an den Strand, Sandburgen bauen, im Meer schwimmen, das wird bestimmt toll !" sagt der Vater. "Bitte laßt uns hier, hier ist es so schön!" Liebes und ich sehen uns etwas betroffen an, -- wenn Kinder das sagen ?? Wir machen den Eltern einen Tag  ohne "Anhang" schmackhaft und so verbringt jede Partei einen Tag nach Wunsch.
              Die Zeit des Abschieds ist da; - das Auto steht gepackt vorm Haus - , ein letzter Kaffee, -- nett war's mit euch, kommt wieder-- jetzt aber los, es ist noch weit bis Deutschland.
               Wo sind die Kinder ??-- Keine Spur von den Mädchen !!-- Wir laufen über's Land und rufen, sie sind weg. So langsam werden die Eltern nervös, -- wo sind die blos ?  "Vielleicht sind sie ins Dorf gelaufen, ins Café, um sich zu verabschieden" sagt Liebes. - Sie sitzen im Café, wie die Großen, eine Limo vor sich.
                "Wir haben beschlossen hier zu bleiben, bis nächstes Jahr, da holt ihr uns wieder ab ! " sagt die Älteste, "es gefällt uns so gut, - und in die Schule können wir hier auch gehen !"  Die Erwachsenen sind sprachlos.--- Nach langem guten Zureden und dem Versprechen, nächstes Jahr wieder zu kommen, entscheiden sich die Kinder dann doch mit zu fahren. 
                 Wir bleiben zurück, - Liebes und ich setzen uns an den See, -- vielleicht ist die Libellenlarve wieder da,- und der Krebs, - und der Storch , -- ein kleiner Hase hoppelt ans Ufer, trinkt, mümmelt und verschwindet im Gebüsch, -- ja, wir wollen auch hier bleiben -- !!

Freitag, 18. Februar 2011

Fliegende Diamanten

Der Wind spielt mit den Wellen auf der Wasseroberfläche, - das Nass glitzert und funkelt und wirft das Sonnenlicht in alle Richtungen.
            Ich habe es mir auf der Insel im Schatten einer großen Weide bequem gemacht. Halb auf der Insel, halb im Wasser wachsend streckt sie ihre mächtige Krone aus, -- nur ab und an blinzelt das  helle Blau des Himmels durch ihre Blätter. Ein Eisvogel schwirrt pfeilschnell über den See, - das metallikblau seines Federkleides blitzt Diamanten gleich. Er verschwindet im Schilf . --
              Als vor 15 Jahren der See als Krater- und Mondlandschaft seinen Anfang nahm, konnte man sich beim besten Willen nicht vorstellen, was für ein Juwel einmal daraus werden würde. 3 Tage nachdem die große Planierraupe mit dem "kleinen Mann" am Steuer ihre Arbeit beendet hatte, brach der Regen los. Es regnete, - goß - und regnete wieder; - eine ungewöhnlich starke Regenzeit setzte ein. Unmengen von Wasser fielen auf die Erde, - aus Rinnsalen wurden Flüsse, - aus Flüssen wurden Seen. Wir lebten plötzlich in einer großen Fluß- und Seenlandschaft. Das im Staub versteckte Grün suchte sich mit aller Macht einem Weg nach oben und binnen kurzer Zeit blühten unzählige Blumen in allen vorstellbaren Farben und Düften. Im Frühjahr, nach der Regenzeit, verwandelt sich das Alentejo in eine gewaltige Symphonie aus Augen und Nasen betörenden Eindrücken. Leider waren die Seeufer durch die große Maschine so zerschunden, daß kein Halm wuchs, - öd und schlammig hoben sie sich, von der sie umgebenden Pracht, sehr negativ ab.
             Während  meines nächsten "Arbeitsaufenthalt's" in Deutschland erstand ich einen gebrauchten Lieferwagen. Bei einem Besuch bei Frank in Kiel gruben wir dann allerlei  "Gewächs" an den umliegenden Seen aus. Bei Freunden und Bekannten wurden dann noch überzählige Möbel eingesammelt, um das Ferienhaus ein zu richten So beladen machten wir uns dann auf den Weg nach Portugal.
            Anlässlich eines kleinen Festes pflanzten wir dann ein paar Schilfpflanzen und unbekannte Sumpfpflanzen an den Ufern, sowie eine klitze kleine Weide auf der Insel. Scheinbar hat das den Pflanzen so gut gefallen, daß sie nun alle Ufer säumen und mancherlei Getier Schutz und Heimat bieten. Die Weide hatte wohl auch ein wenig von einem Wachstums-Hormon genascht; - ihr schnelles Emporwachsen würde das erklären.
               Ein lauter Platscher reißt mich aus meinen Gedanken: Ein dicker Barsch sprang nach einer bunt schillernden Libelle. Wie fliegende Diamanten haben die kleinen Hubschrauber die Lufthoheit über den See erobert. Smaragd - rote, Türkies - grüne, blaue, braune -- ,  gelb, grün, blau schimmernde von beachtlicher Größe, alle Farben und Größen scheinen vertreten zu sein. Am Schilfrand zeigt sich ein kleiner Vogel; - mit überaus langen Füßen stakst er im flachen Wasser umher, um hier und da Schnecken und anders, kleines Wassergetier auf zu picken. Im undurchdringlichem Dickicht des Uferbewuchses brütet eine Wildente. - Bald wird sie, wie jedes Jahr, ihre kleinen, gelben "Wollknäul" durch's Wasser führen.
               Ein dicker Karpfen schiebt sich langsam in's Bild. Damals, als das Wasser sich nach der Regenzeit zu klären begann, sind Helder und Ich öfters zu den großen Stauseen der Umgebung gefahren; - mit der Angel und kleinen Netzen haben wir Fischlein um Fischlein gefangen und in unseren See umgesetzt. Nun sind sie groß und ziehen träge ihre Bahn, manchmal so dicht unter der Oberfläche, daß man jede ihrer matt schimmernden Schuppen zählen kann.
               Es ist ein Ort, um einfach ins Wasser zu schauen, - los zu lassen von Betriebsamkeit, von müssen und wollen-, da sitzen -, sehen -, fühlen - Kraft tanken. Der Himmel beginnt sich schon zu röten, die Schwalben fliegen tief über die Oberfläche und trinken im Flug, eine lange Wasser Rille hinter sich her ziehend  ------------ Zeit zurück zu kehren --------------.

Freitag, 7. Januar 2011

Ja, warum eigentlich?

Die Zeit verfliegt. Wir sind schon wieder 3 Wochen in Deutschland. Ein wirklich schönes Land, - mit vielfältigster Natur,- Kultur an allen Ecken und Enden, - alles sauber und aufgeräumt. Alles, oder wenigstens fast Alles funktioniert, - die Geschäfte sind voll, die Auslagen prall gefüllt.
                 Ich sitze am Fenster und beobachte die Regentropfen wie sie sich langsam einen Weg über die Scheibe suchen. Feuchte, schillernde Spuren bleiben zurück und sie verschwinden auf "Nimmerwiedersehen" aus meinem Blickfeld. Der Himmel kleidet sich seit zwei Wochen in allen Grautönen, "dunkelblaugrau" scheint er besonders zu lieben,- mit Regenfahnen durchsetzt.
                Es ist Sommer, doch Niemand ist auf der Straße, ab und zu zieht eine Gischtfahne mit einem Auto drin über die Straße. In einer Woche muß "Liebes" zurück nach Portugal und Gäste betreuen. Wir könnten hier und jetzt alles beenden, -verkaufen-, und wieder ganz nach Deutschland ziehen. -Nochmal über Alles nachdenken, was uns veranlaßt in Portugal zu leben. Das Wetter ist sicherlich nur ein Teilaspekt,- und kein Grund.
               In Deutschland gibt es so viele, nette Menschen;-- warum wohnen bei uns in der Nachbarschaft nur immer die Anderen.? Ein älterer Herr, dessen einzige Freude es zu sein scheint, Falschparker bei der Polizei an zu zeigen; früher nannte man das Denunziant, heute scheint Keiner mehr was dabei zu finden. Das Ehepaar, das sich lautstark beim Hausmeister über spielende Kinder beschwert und der Nachbar der die Mülltonnen auf "Falscheinwürfe" kontrolliert. Das stumpfe "Aneinander Vorbeigehen", den Blick tief in die eigene Wichtigkeit versenkt. Die Aggressivität, wenn mal was nicht funktioniert. Alles ist geplant, -durchgestylt - wichtig, geregelt und eingeteilt. Die Politik macht es vor und Alle machen's nach :  Haben-,-Raffen- , Gieren - ,- Neiden und immer- mehr, aber nur für mich. --
              Wahrscheinlich ist es doch das Wetter, das mich zu solch unfreundlichen Gedanken verleitet; aber irgendwie fühlen wir uns im Süden willkommener und aufgehobener; wir dürfen unsere Schwächen mitnehmen und sie auch zeigen, unsere Stärken werden nicht beneidet.- Wir müssen uns nicht verbiegen, dürfen weinen, lachen, Sinniges und Unsinniges machen --- und sind ein fester und respektierter  Teil der kleinen Dorfgemeinschaft, die so reich ist an Verständnis und menschlicher Wärme--- ein Platz zum Leben,- den Kopf und die Nase nach oben und nicht so geduckt und abwehrbereit wie in Deutschland.
                In Portugal ist längst nicht Alles Gold was glänzt,- für unsere Verhältnisse sind die Menschen hier im tiefen Alentejo bettelarm, aber sie kennen ein großes Geheimnis das zu einem glücklicheren Leben führen kann: "Zufriedenheit" und ein "vorbehaltloses Miteinander" und sich trauen "man selbst zu sein"
             Ja, warum eigentlich sollten wir in Deutschland bleiben --??